Sonntagmorgen, ich bin wach und fit, und ich denke zurück an gestern: Eine erlebnisreiche Fahrt ins verregnete Oberhausen, zu einem spannenden und wieder mal ergebnismäßig unbefriedigenden Fußballspiel. Und weil das hier etwas länger wird, schreibe ich heute zwei längere Beiträge, denn der allgemeine Wochenrückblick kommt auch noch.
Viertel nach elf ging mein Zug. Ich war halbwegs regensicher angezogen, hatte meine gelbe Regensonnenbrille eingepackt und ganz kurzfristig das Unterwegsbier zuhause gelassen, weil ich dann doch nicht alleine im Zug Bier trinken wollte. Umgestiegen in Viersen, dann umgestiegen in Duisburg. In Duisburg sah ich die ersten Fußballfans des Tages, allerlei Schalker und zwei Stuttgarter. Erst in Oberhausen fand ich dann ein paar Preußenfans, aber kein Polizei. Zu dem Zeitpunkt wußte ich gar nicht, daß die Shuttlebusse für Auswärtsfans am Westausgang fahren sollten, und wir sind einfach zum Haupteingang und sind zusammen mit den RWO-Fans im Bus zum Stadion gefahren.
Und zwar direkt zum Heimeingang, so daß wir noch eine Runde ums Stadion drehen mußten, um zur Kanalkurve zur kommen. Ich hatte meine Eintrittskarte schon, also mußte ich nur kurz warten, um nach einer schnellen Abtastung ins Stadion zu gelangen. Das Stadion Niederrhein ist ein „Old School“-Stadion, also eine Schüssel mit Laufbahn, ähnlich em Preußenstadion, aber etwas besser in Schuß. Die Toiletten sahen allerdings eher schlimmer aus als in unserer Antikarena, und in einem Toilettenraum lief das Wasser über, so daß der Boden total überschwemmt war. Ich habe mir erstmal ein Bierchen geholt und mir dann ein Plätzchen im Block gesucht, wo ich einen Bekannten traf, den ich schon bei meinem letzten Preußenspiel in Saarbrücken getroffen hatte.
Das war leider nicht die einzige Parallele zu Saarbrücken, denn das Spiel nahm einen ganz ähnlichen Verlauf. Preußen fängt gut an, erspielt sich Torchancen, trifft aber nicht. Nach einer halben Stunde schießt die Heimmannschaft das erste Tor. Preußen danach von der Rolle, es geht mit 0:1 in die Halbzeit. Nach der Halbzeit schießt Babacar N’Diaye den Ausgleich, irgendwann schaffen die Preußen sogar den Führungstreffer. Während sich die Fans schon die Hände reiben und sich auf den ersten Auswärtssieg seit August (Jena, ich war dabei), freuen, trifft kurz vor Schluß der Gegner zum Ausgleich. Es war wirklich genau wie in Saarbrücken, nur das Wetter war schlechter. Richtig arg geregnet hat es zum Glück nur zeitweise, aber naß geworden sind wir schon alle.
Natürlich gab es auch das nächste Kapitel in den aktuellen Unstimmigkeiten zwischen dem Vorstand des Vereins und dem Rest der Preußenwelt. Der Support begann mit Lobrufen auf Marc Fascher (was fast alle mitsangen), zwischendurch hörte man auch mal „Vorstand raus“ (was nicht so verbreitet war), dann gingen einige Vorstandmitglieder in der Halbzeit am Fanblock vorbei (Provokation?) und wurden mit Bierbechern beworfen (die erwartete Reaktion). Nach dem Spiel zeigte sich Marc Fascher vor dem Fanblock (kommt auch nicht oft vor) und zeigte ein T-Shirt „Der Fischkopp bedankt sich“, womit er sicherlich die Unterstützung der Fans in den letzten Tagen würdigte, sich aber vielleicht sein eigenes Grab schaufelte. Nach der Aktion könnte ich mir vorstellen, daß sich die Verantwortlichen noch schneller von Fascher trennen. Schade, daß das alles so läuft in diesen Tagen.
Erwähnenswert wäre noch, daß der RWO sich auf seinen Bierbechern selbst schlechtmacht. „Scheiss RWO“ steht drauf, und ich habe mir einen Becher mit nach Hause genommen – den Euro war es mir wert. Und auf dem Rückweg diente er mir noch als Trinkgefäß, als ich mir am Kanal von einem kleinen Stand noch eine Flasche Bier kaufte. Richtig gut fand ich das Steakbrötchen im Stadion: Ein Riesengrillsteak im Brötchen für gerade mal drei Euro – so verpflegt man sich gern 🙂
Am Bahnhof Oberhausen stellte ich fest, daß mein planmäßiger Zug erst in fast einer Stunde fuhr. Ich habe dann einen früheren Zug nach Duisburg genommen, um schnell aus Oberhausen wegzukommen. Ich hatte zwar nichts zu befürchten, aber die Polizei sorgte dafür, daß sich Preußenfans nicht frei bewegen konnten, und so zog ich es vor, eine halbe Stunde in Duisburg abzuhängen, wo ich unbehelligt blieb und sogar noch günstig Druckerpapier eingekauft habe. Dafür hatte ich in Duisburg ein lustiges Erlebnis mit ein paar Kiddies, vermutlich RWO-Fans, aber nicht als solche zu erkennen. Bereits im Zug hörte ich sie zaghaft singen: „Was machen wir mit der Münster Scheiße? Wirhauen sie auf die Schnauze!“ (nach der Melodie von „What shall we do with the drunken sailor?“ Ich habe sie dann mal enfach ignoriert. Am Bahnhof Duisburg fuhr ich die Rolltreppe runter, da hörte ich sie oben wieder. Unten bin ich dann einfach die paar Schritte geradeaus bis zum Aufzug gegangen, habe mich umgedreht, mich an die Wand gelehnt und mit verschränkten Armen den Kids auf der Rolltreppe entgegengegrinst. Sollten sie mir das doch mal ins Gesicht singen (nicht, daß ich mich schlagen wollte, aber das wollten sie vermutlich auch nicht). Und da waren sie plötzlich ganz still und verzogen sich kleinlaut zur Seite. Hehe 🙂
Im Endeffekt war es eine unterhaltsame Fahrt, ein spannendes Spiel, das leider wieder nur einen Punkt einbrachte, und einige interessante Entwicklungen. Ich persönlich stelle außerdem fest, daß meine Serie hält – Preußen hat in dieser Saison kein Spiel verloren, wenn ich im Stadion war. Freut mich 🙂
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