Samstag, 21. Juli: Oh sonniges Polen
Mein erster Tag in Polen lief ganz prima, also richtig gut. Ich erwachte in meinem JH-Zimmer im Dunklen, denn die Vorhänge taugten wirklich was, aber als ich sie öffnete, erwartete mich ein blauer Himmel und Sonnenschein. Voll motiviert machte ich mich fertig, ging frühstücken und verließ das Haus gegen 9 Uhr, was dann doch zu früh war, um das wundervolle alte Kaufhaus in der Stadt von innen zu bewundern (es war mir empfohlen worden). Stattdessen fuhr ich herunter zum Fluss und überquerte die Brücke, ergo die Grenze.
Ich verbrachte dann eine gute Stunde damit, mich in Zgorzelec umzuschauen und zurechtzufinden. Mit Schildern scheinen sie es in Poln nicht so zu haben, jedenfalls war es recht schwierig, die Straße in die richtige Richtung zu finden. Ich stattete mich auch mit einheimischem Geld aus: 407 Złoty gab es für 100 Euro in der Wechselstube. Ich weiß nicht, ob der Kurs gut ist, jedenfalls ist er besser als in der Wechselstube drei Straßen weiter, da gab es nur noch 404 Złoty. Ich rechne jedenfalls grob mit 4 Złoty auf 1 Euro, bis ich was besseres finde.
Ich fuhr dann Richtung Jelenia Gora (Hirschberg), nicht weil ich da wirklich hinwollte (zu gebirgig und zu sehr ab von der Richtung), sondern weil das eben erst mal die richtige Strecke war. Der erste größere Ort war dann Luban (Lauban), von dort fuhrich weiter nach Gryfów (Greifenberg!). Dort ging ich in den Supermarkt und gab meine ersten 10 Złoty aus, für Wasser und Wurst. Wasser war nötig, denn der Tag war warm und sonnig, was schön ist, aber den Durst in die Höhe treibt.
Und Schlesien ist zwar nicht gebirgig, aber auch nicht flach, so dass es ständig rauf und runter ging: Manchmal musste ich schieben, manchmal konnte ich mit Tempo 40 die Berge runterrollen (auch mal über 50, wie bei den Zahlen zu sehen ist). Von Gryfów ging es dann nordöstlich nach Lwówek (Löwenberg), und dort stellte ich fest, dass es gerade erst kurz nach zwei war und dieser Ort trotz 60 Kilometern auf dem Tacho nicht das Tagesziel sein konnte. Also weiter.
Das Ziel des Tages war dann im Endeffekt nach fast 90 Kilometern die Stadt Złotoryja (Goldberg), ein ganz wunderhübsches Städtchen mit einer putzigen Innenstadt, und außerdem einem HI-Hostel (HI ist Hostelling International, der internationale Jugendherbergsverband, in dem auch der DJH drin ist). Ich wurde also dort vorstellig und erhielt ein Bett im Sechserzimmer zum stolzen Preis von 21,50 Złoty (also etwas über 5 Euro).
Der Preis enthält Bettzeug, aber kein Frühstück, dafür kostenloses Internet am Computer unten. Das Niveau ist simpel (als Füllung für den Bettbezug habe ich hier zwei Wolldecken, und Toilette sowie Dusche sind ein Stockwerk tiefer), aber für den Preis will ich gar nicht meckern. Zum Vergleich: In der JH in Leipzig habe ich für ein Bett im Sechserzimmer 27 Euro bezahlt. Mit Frühstück, dafür ohne Internet. Und das beste an meinem Sechserzimmer hier ist, dass nur ein Bett belegt ist, nämlich meins. Einzelzimmer!
Also, mir geht es gut in Polen, und ich hoffe, das geht so weiter. Fürs erste lasse ich es gut sein und fläze mich jetzt mit einem netten Film auf dem PC ins Bett. Gute Nacht also (oder, wie der Pole sagt: Dobranoc!)
Start: Görlitz (9:00); Ende: Złotoryja (16:30)
Tagesstrecke: 89,23 km; Zeit: 5:21:59; Avg.Speed: 16,62; Max Speed: 55,41